Positionen des VIR für die Legislaturperiode 2021–2025
Das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV), ein Zusammenschluss aus 28 Verbänden, der alle Bereiche der vielfältigen Tourismusbranche vertritt, hat in einem Positionspapier die wichtigsten Handlungsfelder für die Politik in der kommenden Legislaturperiode im Tourismussektor aufgezeigt und Maßnahmen dargelegt, welche für die Tourismusbranche unmittelbar wichtig sind, um den Restart der Reisewirtschaft zu ermöglichen und Weichen für die zukünftige Entwicklung der Branche zu stellen. Nachfolgend finden Sie die Positionen des Verband Internet Reisevertrieb e. V. (VIR) aus diesem Positionspapier.
Digitalisierung
Die Krise hat erneut aufgezeigt, wie wichtig der Ausbau und die Weiterentwicklung der Digitalisierung sind. Erst durch die Pandemie entstand ein erheblicher Digitalisierungsschub, welcher Kommunikation, Prozesse und Anwendungen um ein Vielfaches vereinfachte. Dennoch ist die Digitalisierung noch lange nicht am Ziel angekommen – insbesondere im weltweiten Vergleich. Deutschland muss digitaler Vorreiter werden und eine langfristige Digitalisierungsstrategie in allen Bereichen umsetzen.
Verstärkung des Breitbandausbaus
Überall verfügbare schnelle Internetzugänge sind eine unabdingbare Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung. Gerade im Tourismusbereich werden durch schnell und breit verfügbares Internet neue Anwendungen und Geschäftsmodelle für Unternehmen möglich. Zugang zu besserem Netz ist unabdingbar für die Branche und sollte von Seiten der Bundesregierung stärker vorangetrieben werden.
Einrichtung eines Digitalministeriums
Digitalisierung ist eine übergreifende Aufgabe, die sich in alle Bereiche auswirkt. Grundsätzliche Entscheidungen, die für diesen Bereich getroffen werden, brauchen daher eine nachhaltige Strategie, die über mehrere Jahre konsistent weiterverfolgt wird. Zuständigkeiten und Verantwortungen müssen deshalb zentral geregelt und Entscheidungen effizienter getroffen werden – hierfür braucht es eine zentrale Fachkompetenz mit einem entsprechenden Gestaltungsspielraum. Wir fordern daher die Einrichtung eines eigenen Digitalministeriums als zentrale Stelle und als Kompetenzzentrum, um die Bemühungen des digitalen Ausbaus und der Weiterentwicklung der Digitalisierung zu bündeln und die digitale Transformation aus einer ganzheitlichen Perspektive zu begleiten und zu unterstützen.
Differenzierte und evidenzbasierte Digitalgesetzgebung und erleichterter Data Access
Grundsätzlich ist eine innovationsfreundlichere Haltung gegenüber digitalen Geschäftsmodellen, Start-ups und neuen Technologien dringend notwendig. Wir plädieren insbesondere für eine angemessene, differenzierte und evidenzbasierte Regulierung. So muss etwa zwischen den unterschiedlichen Marktrollen von Unternehmen in zukünftigen Regulierungen unterschieden werden, es darf ein einfaches Digitalunternehmen beispielsweise nicht mit sogenannten Gatekeeper-Unternehmen gleichgesetzt werden. Zugleich müssen die Grundsätze der e-Commerce Directive innerhalb des Digital Services Act beibehalten werden. Auch andere Regulierungsprojekte auf EU-Ebene, wie die sich derzeit im parlamentarischen Verfahren befindliche „EU KI-Verordnung”, müssen verhältnismäßig sein und dürfen europäischen Unternehmen keinen Wettbewerbsnachteil bringen. Es gilt zudem für faire Wettbewerbsbedingungen zu sorgen, ein „Ausspielen“ zwischen analogen und digitalen Geschäftsmodellen (v. a. in der Verbraucherpolitik) darf nicht stattfinden. Auch muss es eine vereinfachte Informationspflicht für Unternehmen mit dem klaren Ziel geben, für eine bessere User Experience zu sorgen. Der Konsument ist vermehrt auf digitalen Kanälen unterwegs, daher ist es notwendig, diesen Bereich aktiv weiterzuentwickeln.
Gründungs- und Innovationsförderung
Bestehende und etablierte touristische Unternehmen entwickeln häufig keine neuen Ideen, sondern optimieren nur ihre Prozesse, wodurch es Deutschland zunehmend an wirtschaftlichen Innovationen fehlt. Travel Start-ups sorgen für frischen Wind, agieren als Innovationstreiber und spielen bei der Weiterentwicklung der Tourismusindustrie eine bedeutende Rolle. Mangelnde Finanzierungsmöglichkeiten und Aufklärung sowie zu viel Bürokratie machen es potenziellen Gründern und Gründerinnen jedoch oft schwer. Aus diesem Grund brauchen wir eine Stärkung der Innovationskultur in Deutschland, die die Förderung von neuen Geschäftsideen in den Mittelpunkt stellt.
Förderung von Unternehmertum in Hochschulen und Inkubatoren
Die Förderung einer Gründungs- und Innovationskultur beginnt an den Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen. Studenten und Absolventen sollten die Möglichkeit erhalten, ihre Ideen in einem sicheren und stabilen Umfeld auszureifen und mit vereinfachten Mitteln ein Start-up gründen zu können. Hierdurch werden neue Technologien und Innovationen getestet und die Forschungsarbeit ausgeweitet. Das Szenario eines möglichen Erfolges, aber auch eines möglichen Scheiterns, wird vorab durchlaufen, Innovationen sowie Unternehmertum so zielführend gefördert. Es muss ferner aber auch abseits der Hochschulen mit Hilfe von Start-up Inkubatoren ein sicherer Raum für neue Start-ups geschaffen werden, der den Gründern in entscheidenden Phasen Unterstützung anbietet, ihr Geschäftsmodell zu formen und erfolgreich in die Tat umzusetzen. Vor diesem Hintergrund braucht es staatliche Anreize, um die Anzahl solcher Inkubatoren deutlich zu erhöhen.
Schaffung von Förder- und Finanzierungshilfen für Start-ups
Um die schwierige Situation der Finanzierung in der Pre-Seed-Phase überbrücken zu können, benötigen Start-ups weitere Maßnahmen zur Unterstützung. Dazu gehört ein unbürokratisches, einmaliges Gründerkapital in Höhe von 25.000 EUR, wodurch die Gründung eines Start-ups in Deutschland erleichtert werden kann. Des Weiteren braucht es Änderungen beim Zuschuss von Gründerkapital, was unabhängig von einer Arbeitslosigkeit ermöglicht werden muss, um einer breiteren Masse die Gründung eines Unternehmens zu ermöglichen. Um deutlich mehr Fördergelder für Start-up Unternehmen in Deutschland zu generieren, ist eine Implementierung steuerlicher Anreizprogramme für kleine Investoren notwendig, die es ermöglichen, finanzielle Beteiligungen an Start-ups sofort steuerlich geltend zu machen.
Innovationen und Gründungen rund um das Thema Nachhaltigkeit in allen relevanten Bereichen der Ökologie, Ökonomie und im Sozialen sollten dabei besonders gefördert werden. Für die großen Wachstumsfinanzierungen ist zudem ein erhöhter staatlicherWagniskapitalfond notwendig, der den Start-up Unternehmen direkt zur Verfügung steht. Damit kann verhindert werden, dass zukunftsträchtige Entwicklungen ins Ausland abwandern. Auch die bereits existierenden Unterstützungshilfen und Förderprogramme der Bundesregierung gilt es zu überprüfen und für Start-up Unternehmen mit der Zielsetzung anzupassen, Zugangshürden deutlich zu senken.
Start-ups und kleine Unternehmen entlasten
Bei neuen Regulierungen ist es unserer Ansicht nach unverzichtbar, die Unternehmensgröße einzubeziehen und hierdurch für Verhältnismäßigkeit zu sorgen, denn die durch neue Regulierungen entstehenden Hürden sind für kleine Unternehmen und insbesondere Start- ups oft deutlich schwieriger zu bewältigen als für große Unternehmen. Deshalb fordern wir, die Belastbarkeit der Unternehmen bei neuen Gesetzesvorhaben und Regulierungen stärker zu berücksichtigen und vermehrt Einstufungen nach Unternehmensgröße vorzunehmen, die Ausnahmeregeln für kleine und junge Unternehmen beinhalten.
Gezielte Förderung von innovativen Entwicklungen und digitaler Bildung
Ein wichtiger Teil der Digitalisierung ist das Erproben von neuen Technologien. Viele touristische Unternehmen sind nicht in der Lage, neue digitale Technologien in ihren Geschäftsmodellen risikofrei zu integrieren, oder es fehlt ihnen an Geld für Forschung im eigenen Unternehmen. Um die Entwicklungen aber nicht zu verpassen, benötigt es
des staatlich finanzierten, breiten Aufbaus von Innovationslaboren z. B. an universitären Einrichtungen. In diesen Laboren würde in Zusammenarbeit mit dem Tourismussektor
am Ausbau der Grundlagen- und Innovationsforschung gearbeitet und Anwendungen für unterschiedlichste Bereiche des Tourismus würden zur Marktreife weiterentwickelt werden. Darüber hinaus muss aber auch eine digitale Innovationskultur in die Unternehmen gebracht werden. Dies kann durch die Förderprogramme zur Digitalisierung (wie z. B. Digitale Coaches, Projektförderungen) für Unternehmen mit niedrigen Eingangsschwellen erreicht werden.
Über den VIR:
Der Verband Internet Reisevertrieb e.V. (VIR) repräsentiert die digitale Touristik, die laut FUR-Zahlen von 2020 rund 67 Prozent der Urlaubsreisen ab einer Übernachtung mit vorabgebuchten Leistungen ausmacht. Zu den VIR-Mitgliedern gehören mehr als 80 Unternehmen, die in der digitalen Touristik tätig sind. Sie unterteilen sich in die vier Cluster OTA, Supplier & Tour Operator, Service & Travel Technology sowie Start-up. Der VIR fungiert als Ansprechpartner für Verbraucher, Medien, Politik und die Branche selbst bei sämtlichen Themen rund um die digitale Touristik.
VIR-Mitglieder sind: A3M, Acomodeo, adigi, ACCON-RVS, act, AERTicket, Allianz Travel, Amadeus Germany, Backpackertrail, Bewotec, Berge & Meer, BPCS Consulting Services, CamperBoys, Concardis, DB Vertrieb, DER Touristik, exfinity, Expedia Group, EC Travel, ERGO Reiseversicherung, Europ Assistance, Evaneos, expipoint, Fair Voyage, FerienDiscounter, FLYLA, Fly Money, For You Travel, GIATA, Groupon, GreenTiny Houses, Hamburg Tourismus GmbH, HanseMerkur, heymundo, HolidayCheck, HRS, Invia Group, Involatus Carrier Consulting, journaway, Juvigo, Lambus, LEGOLAND Holidays, List and Ride, Lohospo, Mamistravelguide, meine- weltkarte.de, Midnight Deal, Midoco GmbH, MOTOURISMO, MaCabin, MYLi, OBS OnlineBuchungsService, Passolution, PayPal, PCI Proxy, refundrebel, Reise-Rebellen, re:spondelligent, RightNow Group, Sabre, sailwithus, salesforce, schauinsland-reisen, SIX Payment Services, silverscreentours, sleeperoo, socialbnb, Solamento, Sunny Cars, taa travel agency accounting GmbH, ta.ts, team neusta, tennistraveller, tourboerse, TourOne Systems, traffics, Trasty, travelbasys, Travelport, TripLegend, TRIP*PERFECT, TrustYou, TrustYourTrip, TUI, TURESPAÑA, Ucandoo, Viselio, weg.de, Wirelane und Xamine.
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