Was macht eigentlich ...

… das Travel Start-up MyCabin?

Ein Interview mit Finn Wilkesmann (Founder von MyCabin)

Geschäftsführung von MyCabin (Finn & Lene)

Könnt ihr MyCabin kurz in einem Satz beschreiben?

Auf der Plattform MyCabin bieten Grundbesitzer*innen ihre schönsten Plätze in der Natur für Campingreisende mit Zelt oder Van an.

Seit wann gibt es MyCabin?

MyCabin wurde im vergangenen Jahr gegründet, die Idee dazu hatte ich allerdings schon deutlich länger. Wir haben anfänglich sehr viel mit verschiedenen Stakeholdern geredet, bevor wir das Ganze dann richtig angegangen sind.

Was hat euch auf die Idee gebracht MyCabin zu gründen?

Wir sind selbst in jeder freien Minute draußen unterwegs und so ist auch MyCabin entstanden. Wir waren früher viel wildcampen, da uns die oft überfüllten Campingplätze nicht das Naturerlebnis geboten haben, nachdem wir uns sehnten. Doch das schlechte Gewissen und die Tatsache, dass wir illegal campieren, ließ uns dabei nie richtig entspannen. Denn Wildcampen ist im gesamten DACH-Raum grundsätzlich verboten und mit teils sehr hohen Geldstrafen verbunden und vor allem meist umweltschädlich.

Die Grundidee von MyCabin kam mir tatsächlich schon vor mehr als zwei Jahren, als ich eines Morgens beim Wildcampen abrupt und unschön geweckt wurde. Mit dem zunächst sehr verärgerten Förster entstand – nachdem sich beide Seiten beruhigt hatten – ein spannendes Gespräch über die Tourismusentwicklung und naturverbundenes Reisen im Alpenraum. Der Förster hatte mir dann angeboten, dass ich mich beim nächsten Mal einfach melden soll, wenn ich wieder in der Gegend bin. Ich wäre mit seinem Zelt bei ihm immer Willkommen, solange er darüber Bescheid wüsste. Und so entstand die Idee von MyCabin – einer Plattform für legale Übernachtungsspots in der Natur.

MyCabin Camping Experience

Was zeichnet MyCabin eurer Meinung nach aus? Was hebt euch von den Mitwerbern ab?

Ein ähnliches Geschäftsmodell haben neben MyCabin seit der Pandemie auch weitere Startups wie Zeltzuhause, Vansite und Pop-up Camps erarbeitet. MyCabin unterscheidet sich jedoch in einigen relevanten Punkten von den Mitbewerbern am Markt. Hier sind beispielhaft der regionale Fokus und die Community-Basis der Plattform zu nennen. Ein weiterer wichtiger Unterschied und ein Alleinstellungsmerkmal ist die Funktionalität der Plattform. Im Vergleich zu den Wettbewerbern, deren Lösungen auf sogenannten Baukastensystemen basieren, hält sich MyCabin mit einer selbst gecodeten Plattform alle Möglichkeiten offen, diese an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen der Akteure anzupassen.

Zudem hat unser Team bereits von Beginn an Tourismus- und Landwirtschaftsverbände, Destinationen und Nachhaltigkeitsinitiativen in die Produktentwicklung mit einbezogen, um gemeinsam ein Konzept für Tourismus mit der Natur zu erarbeiten und für einen bewussten Umgang zu sensibilisieren. MyCabin ist im Vergleich zur Konkurrenz mehr als eine Vermittlung von Übernachtungsplätzen, sondern eine Bewegung für mehr Nachhaltigkeit und Regionalität beim Reisen, der sich in den Sommermonaten bereits unzählige Menschen angeschlossen haben. MyCabin bietet nicht nur Übernachtungsspots, sondern will ganzheitliche Reiseerlebnisse ermöglichen.

Dass MyCabin sich von den genannten Konkurrenten abgrenzt und dabei eine vielversprechende Lösung bietet, zeigen auch die vielen Auszeichnungen und Awards, die wir bisher erhalten haben.

Wie ist euer aktueller Status Quo?

Seit dem Launch im April diesen Jahres haben wir deutlich vierstellige Buchungsanfragen auf mehr als 700 Übernachtungsplätzen verzeichnen können. Die Bewertungen von Reisenden und Gastgebenden sind durchweg positiv und bestärken uns immer wieder darin, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Aktuell fokussieren wir uns darauf, MyCabin in der Campingszene noch bekannter zu machen, Kund*innen auf die Seite zu bringen und die Usability der Plattform zu optimieren.

Team von MyCabin

Wie beschreibt ihr euer Geschäftsmodell?

Es gibt so viele Weiden, Wiesen und Scheunen, die gar nicht oder nicht ganzjährig genutzt werden und viele Menschen, die ihren Grund gerne teilen möchten. Für Reisende ist es nur meist schwierig, vor Ort herauszufinden, wem welche Fläche gehört, wen man fragen kann und wo man mit seiner Anwesenheit Flora und Fauna nicht schadet. Da liegt die Idee von MyCabin – Angebot und Nachfrage zusammenzubringen – auf der Hand.

MyCabin ermöglicht naturnahes Übernachten im Dach-Raum. Auf unserer digitalen Buchungsplattform werden nicht ganzjährig genutzte Ressourcen wie Wiesen, Waldstücke und Scheunen zu Übernachtungsspots mitten in der Natur. Diese werden von Privatpersonen angeboten, die sich durch das Teilen ihrer Heimat etwas dazuverdienen und gleichzeitig Outdoorreisenden tolle Erlebnisse ermöglichen. Camper*innen und Backpacker*innen können auf www.mycabin.eu einzigartige Übernachtungsplätze finden und direkt buchen uns so die Berge auf ursprüngliche Weise erleben.

Dabei finanzieren wir uns über eine vom Gast getragene Servicegebühr, die bei jeder Buchung erhoben wird.

Was sind eure Ziele für 2021?

MyCabin im DACH-Raum zu etablieren und vor allem vielen Outdoor- und Camping-Reisenden auch in dieser Camping-Saison unvergessliche Erlebnisse ermöglichen. Wir wollen Reisenden die Chance bieten, trotz der Reiseeinschränkungen durch Corona mit dem Zelt, Camper oder Caravan etwas zu erleben und auf Reisen zu gehen. Und wenn es nur das Weekend Getaway in der eigenen Heimat ist, kann das dennoch eine sehr erholsame Auszeit sein.

MyCabin Camping Spot

Was waren eure Learnings im letzten Jahr? Auf was für Schwierigkeiten seid ihr gestoßen und wie habt ihr sie gemeistert?

Das Finden von Gastgeber*innen, die naturnahe Schlafplätze auf unserer Plattform anbieten, sahen wir lange als unsere größte Herausforderung an. Hier haben wir im Laufe des vergangenen Jahres verschiedene Mechanismen getestet, Annahmen validiert und Strategien entwickelt, sodass wir nun eine stetig wachsende Anzahl an attraktiven Spots auf unserer Webseite anbieten können.

Eine weitere Herausforderung bestand im vergangenen Jahr darin, Investor*innen zu finden, die denselben Impact hinter unserer Unternehmung sehen, unsere Werte teilen und uns in unserem Ziel bestärken. Auch hier hat sich die lange Suche gelohnt und wir sind sehr froh zwei puprose-orientierte Investoren gefunden zu haben, die gemeinsam mit uns MyCabin auf das nächste Level bringen.

 Was würdet ihr jemandem raten, der jetzt gründen will?

  1. Überwindet die „Ich-schaff-das-alleine-Einstellung“ und holt euch Unterstützung. Ob Mentor*in, Mitgründer*in, Sparring-Partner*in, Mitarbeiter*in: Ihr könnt und müsst das nicht alleine schaffen!
  2. Stellt viele Fragen und hört dann auch richtig zu! Klar ist es wichtig über eure Idee zu sprechen. Aber noch wichtiger ist es, die Bedürfnisse und Ansichten der anderen zu verstehen. Redet dabei nicht nur mit den offensichtlichen Zielgruppen, sondern holt so früh wie möglich alle Akteure, die von eurer Idee direkt oder indirekt betroffen sind, mit ins Boot.
  3. Setzt euch eine klare Mission, die zum Leitanker für alle Entscheidungen wird. Alle im Team sollten die Bedeutung der Mission verstehen und sich für sie einsetzen. Gründen heißt jeden Tag neue Probleme und Hindernisse zu lösen und zu überwinden. Das ist zwar verdammt anstrengend und ein Prozess, der viel Commitment und Engagement bedarf – wenn man sich und der Mission bei der Umsetzung treu bleibt, wird es sich jedoch lohnen. Das kann dabei sowohl persönlich, gesellschaftlich wie auch finanziell gelten.

Was war der beste Ratschlag, den ihr für’s Gründen bekommen habt?

Der beste Ratschlag war denke ich, dass es manchmal wichtiger sein kann, eine klare Entscheidung zu treffen, als welche Entscheidung getroffen wird.

MyCabin – Dein Übernachtungsplatz in der Natur

Bei welchem deutschen Start-up würdet Ihr gerne einmal Mäuschen spielen?

KoRo ist ein Startup, welches mich fasziniert. Ein passioniertes Gründerteam, welches es geschafft hat innerhalb kürzester Zeit wahnsinnig zu wachsen und sich dennoch sowohl treu bleibt als auch Nachhaltigkeit und Leichtigkeit verbreitet.

Wie meistert ihr in Zeiten von Corona das Thema Homeoffice?

Da wir bereits remote arbeiteten, als Zoom noch niemand kannte, stellte dies für unser Team keine große Herausforderung dar. Wenn auch uns die Teamevents gefehlt haben!

Was ist in Zeiten von Corona für euch neben dem Umsatzeinbruch die größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung als Reisevermittler und indirekter Anbieter waren die wechselnden Restriktionen sowie die allgemeine Unsicherheit in Bezug auf Planung und Förderung. Leider fielen wir als junges Start-up aus dem Rahmen aller uns bekannten Fördermöglichkeiten.

Wie schätzt ihr das Thema Tourismus inklusive Reiseverhalten/Buchungsverhalten nach Corona ein?

Die Menschen wollen raus und werden wieder rausgehen. Allerdings zeigen sich bereits jetzt einige Trends. So wird der Binnentourismus weiter zunehmen und das Thema „Mikroadventures“ hat es auch in die Breite geschafft. Da treffen wir mit dem Konzept von MyCabin den Nerv der Zeit!

Kontaktdaten

MyCabin UG (haftungsbeschränkt)

Turmstraße 5

78467 Konstanz

Ansprechpartner: Finn Wilkesmann

E-Mail: finn@mycabin.de

Te.: +49 7531 9218530

Website: www.mycabin.eu

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