Was macht eigentlich das Travel Start-up Adigi?

Ein Interview mit Nicolas Götz (Geschäftsführer der Adigi GmbH)

Kannst du Adigi kurz in einem Satz beschreiben?

Adigi digitalisiert und automatisiert die Urlaubsberatung mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz.

Seit wann gibt es Adigi und was ist eure Zielgruppe?

Die Adigi GmbH gibt’s seit Anfang Januar 2019. Das Adigi-Team besteht aktuell aus 6 Personen, v.a. Software-Entwicklern. Unsere Zielgruppe sind OTAs, Reiseveranstalter oder auch Destinationen, die Anfragen von Urlaubern per Mail, Telefon, Chat o.ä. zu beantworten haben.

Wie funktioniert Adigi?

Adigi beantwortet Urlaubsanfragen von Kunden vollautomatisch. Das funktioniert heute bereits für E-Mails: Wir erkennen dazu die Urlaubswünsche und Bedürfnisse der Kunden aus dem Text. Sollten wichtige Angaben fehlen (etwa der Abflughafen), fragen wir diese nach oder holen sie aus dem CRM.

Wir finden dann zu den Kundenwünschen passende Angebote, indem wir unseren Algorithmus so trainieren, wie das auch die jeweils besten Urlaubsexperten auf ihrem Gebiet empfehlen würden.

Schließlich versenden wir diejenigen Angebote, die auf Basis aller Daten am wahrscheinlichsten gebucht werden. Und natürlich messen wir alles, was der Kunde dann genau klickt, bucht usw.

Was zeichnet Adigi deiner Meinung nach aus/Was hebt euch vom Wettbewerb ab?

Adigi ist der herkömmlichen, manuellen Angebotserstellung heute schon in allen Punkten überlegen: Wir antworten superschnell, nämlich in Echtzeit mit passenden Angeboten und bleiben dann mit Follow-Up-Mails am Ball – bis zur Buchung. Wir messen laufend die Qualität unserer Angebote und sind selbstlernend durch Künstliche Intelligenz. Unser Produkt wird also ständig besser und ist außerdem beliebig skalierbar – da spielt der Hauptsaison-Stress dann keine Rolle mehr.

Schnellere und qualifiziertere Antwort sorgen im Endeffekt für glückliche Kunden und eine deutlich höhere Buchungsquote – und darauf kommt es ja an.

Was hat euch auf die Idee gebracht Adigi zu gründen?

Wir haben das Problem in der täglichen Arbeit beim OTA Nix-wie-weg erlebt: Kunden fragen per Mail oder Telefon an und möchten individuell passende Reiseangebote und zwar am liebsten gestern 😉 Da sitzen dann zig Expedienten und arbeiten mühsam etwas aus: Die Antwort dauert aber lange und ist selten wirklich gut, vor allem weil viel zu wenig Daten einbezogen werden. Das ist alles wenig systematisch, kaum messbar und damit kaum optimierbar und sehr vom Zufall oder der Auslastung abhängig. Da geht viel einfach unter, die Kunden sind unzufrieden und buchen dann eben woanders. Die KI von Adigi entlastet von zeitaufwändigen Routinearbeiten. Schnelle und qualifizierte E-Mail-Bearbeitung ist ein großer Wettbewerbsvorteil.

Was war der beste Ratschlag, den ihr fürs Gründen bekommen habt?

Vom Problem her zu denken – und nicht etwa eine tolle Lösung zu haben, für die dann erst ein passendes Problem suchen muss…

Was war euer größtes Erfolgserlebnis und was die größte Herausforderung?

Am wichtigsten sind immer die Kunden: Wenn sich da etwa jemand für die „tollen Angebote und die super flotte Antwort“ bedankt und dann auch gleich bucht freut und motiviert das immer das ganze Team.

Eine Herausforderung ist sicher, das wahnsinnige Wissen raus zu kitzeln, das in erfahrenen Urlaubsberatern steckt. Die Expis können oft erstmal gar nicht explizit benennen, warum genau dieses und jenes Angebot so gut zum Kunden passt. Das ist dann fast wie beim Verhör im Tatort 🙂

Wie finanziert ihr euch?

Aktuell über Bootstrapping und Technologiefördernittel, dazu kommen jetzt bereits erste Umsätze.

Bei welchem deutschen Start-up würdet ihr gerne einmal Mäuschen spielen und warum?

Spryker. Die deutsche Touristik ist technologisch eher nicht so sehr am Puls der Zeit, da gibt’s kaum entsprechende ganzheitliche Systeme.

Was plant ihr für die nächsten Monate und wo seht ihr euch in 5 Jahren?

Aktuell laufen manche Prozesse noch per „human-biologische API“, also manuell. Die automatisieren wir nach und nach und können so immer mehr Bereiche abdecken. Außerdem experimentieren wir mit Voice, um zum Beispiel WhatsApp-Sprachnachrichten zu verstehen und mit passenden Angeboten zu beantworten.

In 5 Jahren möchten wir so weit sein, dass unsere KI automatisch etwa komplette Telefonate führen kann. Kunden können sich dann bequem per Telefon ausführlich beraten lassen und ihre Reise anschließend natürlich gleich buchen.