Plattformen unter Generalverdacht – und wer schützt eigentlich die Mutigen?
Die Digitalisierung im Tourismus ist kein neues Phänomen. Sie hat vor über 25 Jahren begonnen. Damals gab es keine Blaupause, kein Handbuch, keine öffentliche Förderung – nur Neugier, Mut und viel Unsicherheit. Diejenigen, die sich damals auf den Weg gemacht haben, wussten nicht, wohin er führen würde (und heute noch nicht bei neuen Technologien). Aber sie haben etwas aufgebaut, das heute allen offensteht – auch denen (Kritikern), die lange gezögert oder abgewartet haben.
Und jetzt? Wieder mal erleben ich (wie eigentlich die letzten 25 Jahre), dass genau diese Pioniere – Plattformen, Technologieunternehmen, digitale Innovatoren – in die Ecke der „Bösen“ gestellt werden. Als wären sie schuld an allem, was die Branche versäumt hat. In der öffentlichen Debatte tauchen sie fast ausschließlich als Gegner auf: zu groß, zu mächtig, zu teuer. Aber was komplett untergeht: Ohne sie wäre die Touristik heute nicht da, wo sie ist.
Plattformen haben:
- den weltweiten Vertrieb demokratisiert – auch für kleinste Anbieter die nun in der Lage sind im weltweiten Vertriebswettbewerb mit zu machen.
- die Digitalisierung angestoßen, als andere noch Faxgeräte genutzt haben.
- Märkte transparent gemacht, Vertrauen geschaffen, neue Zielgruppen erschlossen.
Trotzdem erleben wir eine politische Diskussion, die sich fast ausschließlich an den vermeintlichen „Opfern“ orientiert: Hotellerie, Veranstalter, klassische Vertriebskanäle. Wenn eine Mittelstandsbeauftragte Airbnb in die Nähe von Illegalität rückt oder Verbraucherschützer Plattformprovisionen pauschal verurteilen, Hotelverbände Plattform-Provisionen zurückfordern nachdem sie jahrelang von Sichtbarkeit, Buchbarkeit & Auslastung profitiert haben, dann zeigt das vor allem eines: Es fehlt das Verständnis dafür, wie viel Leistung, Risiko und Arbeit hinter diesen Plattformen steckt.
Dabei ist es doch so:
Plattformen sind keine Zauberei – sie sind Infrastruktur. Sie sind Vertriebspartner. Sie sind Sichtbarkeit.
Wer jemals versucht hat, eine eigene Plattform aufzubauen, weiß: Das ist kein Nebenjob. Es gab unzählige Versuche von der Hotellerie selber, Regionen oder Start-ups, , die eine alternative Plattform“ zu schaffen. Viele sind gescheitert – nicht weil die Idee schlecht war, sondern weil der Aufwand unterschätzt wurde: Technologie, Reichweite, Marketing, Zahlungsabwicklung, Support, Bewertungen, Usability … das alles kostet Geld. Und ja, dafür gibt es Provisionen auf den Plattformen – aber die stehen in keinem Verhältnis zu dem Aufwand, den man selbst hätte.
Und jetzt? Jetzt stehen wir erneut an einem Wendepunkt. Künstliche Intelligenz wird noch einmal alles verändern. Wer bisher bei Digitalisierung gezögert hat, wird nun doppelt abgehängt. Die Einstiegshürde war nie niedriger – ein Suchfeld und 20 Dollar und komplexere Prozess mit KI lassen sich von Laien mit „no code“ Systemen einfach erstellen. Diesmal ist es keine Frage von Geld oder Spezialisten sondern rein ob man sich bewegt! Allerding sehe ich auch hier schon eine Opferdiskussion auf uns zukommen.
Ich frage mich: Wer schützt eigentlich die, die etwas gewagt haben? Die mit Weitblick, Risikobereitschaft und viel Arbeit die Branche in die Zukunft geführt haben? Plattformen werden nicht geliebt, weil sie billig sind – sondern weil sie nützlich sind (sowohl für den Verbraucher als auch für Anbieter). Weil sie funktionieren, weil sie das liefern was notwendig ist, weil sie Nutzen stiften.
Und wer sagt, das sei alles zu teuer, zu dominant oder zu unfair – der sollte sich ehrlich fragen:
- Warum nutzen so viele Anbieter trotzdem diese Plattformen?
- Was ist die Alternative und warum machen die dauerhaften Kritiker nicht selber was?
- Und was hat man in den letzten 25 Jahren selbst zur Digitalisierung beigetragen?
Fazit: Wer Innovation kriminalisiert, bremst die Zukunft
Ich bin seit über 30 Jahren in der Touristik und die Erfolge der digitalen Touristik beruhen nicht auf Glück, sondern auf unternehmerischem Mut, technologischem Pioniergeist und der Fähigkeit, globale Märkte zu erschließen. Die politische und gesellschaftliche Debatte darf diese Leistungen nicht kleinreden. Es braucht auch Anerkennung, faire Regeln und ein Ende der Erzählung vom „bösen Digitalen“.
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