KI im Alltag: Aladins Wunderlampe oder das nächste digitale Dilemma?
Im November 2022 stellte OpenAI ChatGPT vor, und danach war nichts mehr wie zuvor. KI hatte ihren „iPhone-Moment“ – und seitdem hören wir täglich von neuen Möglichkeiten.
Das Spannende an dieser Technologie ist, dass ihre Einstiegshürde so niedrig ist wie nie zuvor bei der Einführung einer neuen Technologie. 20 Dollar und eine Suchleiste – mehr braucht es nicht. Als jemand, der bereits viele Technologieeinführungen erlebt hat, finde ich das wirklich unglaublich. Es ist ein bisschen wie Aladins Wunderlampe: Man wünscht sich etwas, und schon erhält man ein Ergebnis. Ob Text, Code, Bilder oder sogar Filme (Text-to-Video) – plötzlich ist nur noch unsere Fantasie die Grenze. Die Geschwindigkeit der Entwicklung ist dabei atemberaubend. Innerhalb eines halben Jahres sind Dinge, die vorher nicht möglich waren, problemlos umsetzbar geworden.
Natürlich müssen wir viel lernen, insbesondere wie man richtig „promptet“, also das, was man im Kopf hat, in eine klare Anweisung übersetzt. Das war schon immer schwierig – sei es in normalen Gesprächen (Sender-Empfänger) oder in Anweisungen für Programmierer. Genau zu beschreiben, was man im Kopf hat, sodass eine andere Person oder eine KI versteht, was man wirklich will, ist eine Herausforderung. Das lässt sich besonders gut bei der Bilderzeugung beobachten und üben.
Allerdings gibt es fünf Fragen, die wir uns bei dieser Technologie stellen sollten:
Wird wirklich jeder diese Technologie anwenden?
Mit der Digitalisierung stehen viele Menschen noch immer auf Kriegsfuß, und es hat lange gedauert, bis die Internetnutzung sich über die gesamte Bevölkerung verteilt hat – über 25 Jahre, bis Normalität eintrat. Diese Technologie wird jedoch deutlich schneller Unterschiede erzeugen, je nachdem, ob man sie anwenden kann oder nicht.
Wie schnell integrieren Unternehmen diese Technologie in ihre Strukturen?
KI wird zum Wettbewerbsvorteil, indem sie höhere Effizienz in Unternehmen ermöglicht und gleichzeitig den Service und Nutzen für Kunden steigert. Gerade angesichts des Fachkräftemangels könnte KI zur Schlüsseltechnologie werden, um mehr mit weniger Personal zu leisten. Unternehmen, die KI frühzeitig integrieren, könnten langfristig im Vorteil sein.
Kommt mein Unternehmen in den Ergebnissen der KI überhaupt vor?
Haben Sie ChatGPT schon einmal gefragt, was es über Ihr Unternehmen weiß? Sie werden überrascht sein, was die KI weiß und was nicht. Wenn Sie bereits Schwierigkeiten mit der Digitalisierung hatten, also mit der Umwandlung analoger Daten in maschinenlesbare Formate, wird es jetzt doppelt schwer. In einer Zeit, in der gezielte Suche zunehmend durch KI-generierte Ergebnisse ersetzt wird, ist es entscheidend, in diesen Ergebnissen sichtbar zu sein.
Welche neuen Gatekeeper entstehen durch KI, und werden diese womöglich noch dominanter?
Apple und Google haben kürzlich die Integration von KI auf ihren Smartphones vorgestellt. Die Daten, die ein Smartphone sammelt, sind einzigartig und ermöglichen ein genaues Profil des Nutzers und seines Geschmacks. Von Bildern (inklusive Standort- und Zeitdaten) über Kalender, E-Mails, Browser- und App-Nutzung bis hin zu Zahlungen: Kaum jemand kann ein solch umfassendes Profil erstellen wie das Smartphone. Für den Nutzer ist das ein Vorteil, da die Vorschläge auf dem Smartphone passgenauer sind als je zuvor. Es könnte dazu führen, dass viele Menschen sich ausschließlich auf die Vorschläge ihres Smartphones verlassen. Für Unternehmen, die keine Smartphone-Hersteller sind, wird es problematisch, da sie vollkommen davon abhängig sein könnten, in diesen Ergebnissen aufzutauchen.
Nicht der „Terminator“ wird uns umbringen, sondern „Susi Sorglos“
Wenn Sie das neue Buch von Marc-Uwe Kling noch lesen wollen … nun, dann lesen Sie jetzt besser nicht weiter. Die Frage, die er aufwirft, lautet: Sind wir wirklich in der Lage, die Konsequenzen eines gut gemeinten Prompts in all seinen Facetten richtig einzuschätzen? Ich denke, langfristig werden wir durch KI (die ja programmieren kann) auch Endgeräte und Hardware bekommen, die wir selbst programmieren können. Stellen Sie sich vor, Sie haben einen Saug- und Wischroboter, den Sie selbst programmieren können. Und Ihr Auftrag lautet: „Mach den Boden richtig sauber.“ Nehmen wir an, Sie haben auch eine Katze im Haus, und der Roboter entdeckt, dass er bestimmte Flecken besonders gut mit dem Fell Ihrer Katze entfernen kann – dann wäre es fatal, wenn Sie ihm nicht sagen, dass Haustiere tabu sind!
KI zwischen Fortschritt und Verantwortung
KI ist eine zwiespältige Technologie, denn sie bietet so viele Chancen, bringt aber genauso viele Herausforderungen mit sich. Das größte Problem dabei ist, dass wir keine „Aufwärmzeit“ haben wie bei der Einführung des Internets, wo wir über einen langen Zeitraum lernen und Anpassungen vornehmen konnten. Diese Technologie entwickelt sich so schnell, dass kaum Zeit bleibt, nachzudenken und sich auf die möglichen Konsequenzen vorzubereiten.
Der Gastbeitrag ist im aktuellen neusta tourism.report 2025 nachzulesen.
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