Das waren die VIR Online Innovationstage 2016
Sieben Jahre nach der ersten Ausgabe der VIR Online Innovationstage, hat sich das einst im kleineren Kreis stattfindende Treffen der Online-Touristik zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender der Branche entwickelt. Start-ups, politische- sowie Branchenprominenz ließen sich das Event auch dieses Jahr nicht entgehen. Erstmalig in der Veranstaltungsgeschichte musste der Ticketverkauf vorzeitig geschlossen werden, da die maximale Teilnehmerzahl von 300 Personen bereits vor Veranstaltungsbeginn erreicht war.
Public Viewing Deutschland gegen Nordirland
Nachdem in diesem Jahr am Vorabend der VIR Online Innovationstage das letzte Gruppenspiel der Deutschen Fußball Nationalmannschaft im Rahmen der Europa Meisterschaft auf dem Programm stand, bot sich den bereits angereisten Veranstaltungsgästen die Möglichkeit, auf Einladung von GIATA die Deutsche Mannschaft beim Public Viewing im Biergarten des Café am Neuen See anzufeuern. Bei strahlend blauem Himmel, Sonnenschein, kühlem Bier und Köstlichkeiten vom Grill fieberten rund 60 Touristiker mit dem Deutschen Team um den Einzug ins Achtelfinale. Frenetisch wurde demnach auch das erste und letzte Tor für diese Partie bejubelt und gefeiert. Nach diesem Sieg stand einem guten Start in die VIR Online Innovationstage am nächsten Tag nichts mehr entgegen.
Eröffnung des VIR Innovationswettbewerb Sprungbrett
Nachdem erste technische Anlaufschwierigkeiten überwunden waren, begrüßten VIR Vorstand Michael Buller und Dirk Hoffmann, Geschäftsführer Messe Berlin die Gäste im altehrwürdigen Marshall Haus im Sommergarten der Messe. Michael Buller betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Digitalisierung in Deutschland und insbesondere in der Touristik noch längst nicht soweit vorangeschritten sei, wie sie es sein sollte. Diese in der Touristik voranzutreiben, sehe er als eine der wichtigsten Aufgaben des VIR an.
Zurück blickte Kai Michael Schäfer, Gründer Beach-Inspector, Sieger der Kategorie Start-up des vergangenen Jahres. Ein Jahr nachdem Gewinn befindet sich das Start-up mittlerweile auf Erfolgskurs und hat neben diversen Fernsehbeiträgen auch wichtige Partnerschaften mit Branchenvertretern schließen können.
Mit Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP und Vorsitzender der FDP-Landtagsfraktion NRW, eröffnete politische Prominenz das Finale des Wettbewerbs. Im Februar des vergangenen Jahres hatte dieser mit einer Wutrede zum Thema Unternehmergeist im NRW Landtag für Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt. Anlass waren mehrfache Unterbrechungen seiner Rede durch einen SPD- Abgeordneter mit Anspielungen auf sein gescheitertes Start-up. Daraufhin konterte Lindner verärgert, dass genau diese Einstellung gegenüber „Gescheiterten“ das Problem in Deutschland sei. Er forderte eine Mentalitätsreform – unternehmerischem Scheitern soll nicht mit Spott und Häme, sondern mit einer zweiten Chance begegnet werden. Lindner selbst war vor mehr als 15 Jahren mit einem Start-up gescheitert, hatte aber zuvor erfolgreich eine Werbeagentur gegründet und über mehrere Jahre geleitet. Auf den VIR Online Innovationstagen sprach er den Finalisten nicht nur Mut zu, sondern plädierte leidenschaftlich für mehr Unterstützung dieses Muts seitens der Gesellschaft und Politik.
Das Finale des VIR Innovationswettbewerb Sprungbrett
Den Start beim Finale des VIR Innovationswettbewerb Sprungbrett machten wie gewohnt die Bewerber der Kategorie „Established“. Nachdem der erste Finalist Bewotec wegen eines ausgefallenen Fluges erst am Nachmittag präsentieren konnte, machte Marvin Müller von Cruneo dem Kreuzfahrtvergleichsportal den Anfang. Nach der Fragerunde der Jury folgte PRODINGER GFB TOURISMUSMARKETING mit einem Pitch zu seinem auf die Customer Journey spezialisierten Dashboard. Dominik Schwarz von HomeToGo präsentierte der rund 40-köpfigen Experten-Jury die unabhängige internationale Metasuche für Ferienhäuser und – wohnungen. Welche Möglichkeiten Virtual Reality Brillen der Touristik eröffnen, zeigten Steffen Faradi und Carsten Fischer von Interactive CMS mit der Virtual Travel Lounge live in ihrem Pitch. Zu guter Letzt führte Michael Becher von Bewotec nach der Mittagspause den flexStore vor. Durch die vereinfachte Darstellung von verfügbaren Hotels und Flügen soll dieser die Produktion von dynamischen Reisen erleichtern.
Bevor es für die Start-ups auf die Bühne ging, stärkten sich die Gäste beim Mittagessen und knüpften erste wichtige Kontakte. Alternativ konnte die Pause für ein erstes Duell am digitalen Tischkicker von Ray Sono oder einen Test des Virtual Promoter von Conversion Consult genutzt werden. Andere Gäste wiederum gaben in der Sabre Blog Lounge Ihre Vorstellungen des Reisens von morgen zum Besten oder besuchten den Stand der Hochschule München, um dort einen Eye Tracker auszuprobieren oder sich von den Studenten deren Analysen zur einer modernen Customer Journey erklären zu lassen.
Von mehr als 35 Start-ups, hatten es in diesem Jahr sechs aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Touristik kommende Newcommer ins Finale geschafft. Den Anfang machte BESPACED mit einem Sharing-Konzept für Meetingräume. Das Team um Gründerin Tatiana Chapovalova überraschte das Publikum mit einem außergewöhnlichen Pitch. Nach einer vier minütigen Präsentation wechselte das Team über in ein selbstgeschriebenes Lied über ihr Start-up. Der Mut für diese ungewöhnliche Art des Pitches wurde sowohl seitens des Publikums als auch der Jury mit großem Applaus belohnt. Johannes Röhrenbach von boatify machte dahingegen der Jury sein Konzept einer „Boatsharing“-Plattform schmackhaft. Das junge Unternehmen ermöglicht es Bootsbesitzern, ihre Schiffe an Interessenten zu vermieten und sich somit einen attraktiven Zusatzerwerb zu sichern.
Der Digitalisierung des Campingmarkts widmete sich das Start-up get a camp. Ziel des dreiköpfigen Gründerteams um Fabian Gartmann ist es, Campingplätze in Europa vergleich- und buchbar zu machen. Antonio Vega, überraschte mit seinem Start-up Zentrales Fundbüro. Finalist Nummer fünf, Volunteer World , hat es sich zur Aufgabe gemacht, Freiwillige aus der ganzen Welt mit Entwicklungsprojekten in mehr als 80 Ländern zu vernetzen, so dass Interessenten sich direkt bei der passenden Organisation bewerben können. Maximilian Lober und Fabian Stege von voya führten den persönlichen Reiseservice per Smartphone vor.
Wirecard Award Night
Während das Marshall Haus umgebaut und für die abendliche Wirecard Award Night dekoriert wurde, wurden gleichzeitig die Bewertungen der Jury analysiert. Diese zeigten, dass das Ergebnis insbesondere in der Kategorie Start-up so knapp wie nie zuvor war. Dennoch konnte nur ein Start-up das Preispaket im Wert von 35.000€ gewinnen. Zusätzlich zu diesem Paket vergab die TUI Deutschland GmbH als Schirmherr der Kategorie Start-up erstmalig auch einen Sonderpreis an einen der sechs Finalisten.
Nachdem die Gäste langsam wieder im Marshall Haus eingetrudelt waren und sich mit kleinen Häppchen und einem Drink für den Beginn des Abends gerüstet hatten, stieg die Spannung um die Siegerehrung merklich.
Zunächst verkündet Yvonne Fritz im Namen der fvw als Schirmherr der Kategorie Establised die Sieger in dieser Kategorie. Hier konnte in diesem Jahr das Berliner Technologie-Unternehmen Interactive CMS mit der Virtual Travel Lounge den Sieg verbuchen. Das Unternehmen bietet touristische Inhalte als 360°-Panoramen, -Videos und -Galerien an und macht damit unter anderem Hotels, Schiffe und Sehenswürdigkeiten mittels Panorama-Aufnahmen auf der 360 Grad Brille erlebbar. Platz zwei ging an die Ferienhaus-Suchmaschine HomeToGo vor dem Kreuzfahrt-Vergleichsportal Cruneo.
Den Sonderpreis vergab Dirk Föste, Chief Digital Officer TUI Deutschland GmbH, an das Start-up get a camp. Das Unternehmen erhält ein halbjähriges Coaching durch Experten des Großkonzerns in Berlin und Hannover in den Bereichen Online- Marketing, Analytics und Web Development sowie auch in Teilen des klassischen Veranstaltergeschäfts.
Nicht nur die TUI konnte Fabian Gartmann überzeugen, sondern auch die Gesamt-Jury. Sie verwiesen das Online-Fundbüro der Zentrales Fundbüro und die BESPACED mit ihrem Sharing-Konzept für Meetingräume im Start-Up Wettbewerb auf die nachfolgenden Plätze.
Get a camp, das Start-up aus dem Breisgau, erwartet in den nächsten Monaten eine starke Förderung durch Leistungen von verschiedensten Branchenexperten.
Im Anschluss an die Siegerehrung wartete passend zum sommerlichen Wetter ein Grillbuffet sowie frisch gezapftes Bier und sommerliche Beats auf die Gäste.
„Wir sehen besonders im Online-Umfeld der Touristik sehr viele gute Ideen und Innovationen, die von Start-ups hervorgebracht werden. Get a camp beispielsweise hat uns auf ganzer Linie überzeugt: Gründer Fabian Gartmann und sein Team besetzen nicht nur eine Marktlücke, sondern wissen auch genau wovon sie reden.“
Tag 2: Reset – zurück auf Start
Der zweite Tag der VIR Online Innovationtage wartete mit Vorträgen rund um das diesjährige Motto „Reset – zurück auf Start“ auf. Was sind die Geschäftsmodelle der Zukunft? Wie geht man als Manager das Thema Business Change an? Und wie tickt die nächste Generation?
Thomas Helbing, CEO von Ray Sono, läutete den Tag mit seinem Vortrag „Digitalisierung in der Touristik – Digitaler Vertrieb oder mehr? Chancen und Risiken der Digitalisierung“ ein. Vor vollen Stuhlreihen leitete er seine Präsentation mit Beispielen außerhalb der Touristik ein. Hier überraschte insbesondere das von Audi Chef Rupert Stadler zitierte Statement: Auf der Messe CES 2015 sagte dieser, dass digitale Dienste die Hälfte ihres Umsatzes ausmachen sollen. Die Schaffung eines neuen Bewusstseins und einer Offenheit für Veränderungen, radikale Kundenzentrierung, Etablierung eines dauerhaften Connect sowie agile und skalierbare Frameworks für Digitalisierung sind Thomas Helbing nach, die Faktoren für eine erfolgreiche Digitalisierung des Vertriebs.
Thomas Ellenberg, Principal etventure und Geschäftsführer Accelerate Stuttgart, knüpfte mit seiner Präsentation „Schneller, höher und weiter im Quadrat“ und der Fragestellung „Warum wir das Management von Unternehmen von Grund auf neu denken müssen“ an Thomas Helbing an.
Eine Strategie, wie man als Management einen Innovationsprozess angehen kann, führte Robert Mehlan, Geschäftsführer von Revenue Manager, auf. „5 Tage, 5 Köpfe, 5 Ideen“ lautet seine Devise für eine erfolgreiche Suche nach Innovationen.
Nachdem die Köpfe vieler Teilnehmer zu diesem Zeitpunkt auf Grund des vielen neuen Inputs und sengender Hitze bereits qualmten, galt es in einer Kaffeepause erst einmal etwas frische Luft zu schnappen.
Weiter im Geschäft ging es mit Antonella Vecchio, Vice President Online and Land & Sea Sabre Travel Network, die den aufmerksamen Gästen die neuesten technologischen Trends und deren Auswirkungen auf die Touristikbranche vorstellte. Laut dem Technologie Konzern sind die drei wichtigsten Entwicklung für die Reisebranche mobile, smart data und automation.
Melanie Mühl, FAZ Journalistin und Buchautorin, schilderte dahingegen die digitale Welt aus der Sicht der nächsten Generation. Wie ticken die 15-Jährigen von heute? Wie entdecken Sie die Welt und was erwarten Sie von Produkten und Dienstleistungen? Diese Fragen und mehr diskutierte die Autorin mit dem Publikum.
„VIR Online Innovationstage heißt raus aus dem Daily Business und sich mit spannenden Ideen von Start-ups im Travel Bereich auseinanderzusetzen sowie anhand der vorgestellten Innovationen Tendenzen erkennen, Chancen für neue Bereiche bewerten und sich mit Branchenexperten auszutauschen.“
Nach der Mittagspause galt es für die Gäste die Location zu wechseln. Von klassischen Stuhlreihen mit Bühne wurde in die Traffics/ Billpay Lounge im ersten Stock des Marshall Hauses umgezogen. Für die praxisbezogeneren Vorträge des Nachmittags bot sich durch die Lounge-Bestuhlung sowie die angeschlossene Kaffeebar die Möglichkeit, eines direkteren Austausches zwischen Referenten und Publikum.
Den Start machte Uwe Frers, Geschäftsführer und Gründer von Escapio. Er berichtete offen und ehrlich über die „Metamorphose“ seines Unternehmens Escapio vom OTA hin zum Metasearcher. Die Inhalte reichten vom Entscheidungsprozess diesen Business Change einzugehen, über Schwierigkeiten und Erfolge, die währenddessen auftraten, hin zu einer kritischen Reflektion .
Das Thema Content Strategie und die One to One Kommunikation neu denken war das Motto bei Nicolas Escherich, Managing Partner bei Ray Sono. Vielerorts wird weiterhin versucht, Kunden mit klassischen Werbebotschaften- und Modellen zu erreichen. Die Kunden jedoch erwarten heutzutage auf sie personalisierte Botschaften, zur richtigen Zeit am richtigen Ort und am richtigen Gerät entsprechend ihrer Bedürfnisse. Dementsprechend muss auch die Kommunikation und deren Content angepasst werden.
Mit Spannung wurde auch der letzte Vortrag der VIR Online Innovationstage 2016 erwartet. Christian Bärwind, Head of Sales Travel Google Germany präsentierte die neuesten Innovationen aus dem Bereich Google Travel und die Rolle des Unternehmens in der Branche. Anerkennend wurden diese vom Publikum aufgenommen aber gleichzeitig auch kritisch hinterfragt. Nachdem auch die letzten Fragen aus dem Publikum beantwortet waren, fasste Michael Buller den Event mit einem kurzen Schlusswort zusammen und verabschiedete die Gäste der VIR Online Innovationstage 2016.
Wir haben uns sehr über den regen Zuspruch, den das Event gefunden hat, gefreut und danken sowohl unseren Mitgliedern als auch den Sponsoren, die die Realisierung jedes Jahr aufs Neue möglich machen!