Michis Thema der Woche: Wenn Microsoft radikal über sein Geschäftsmodell nachdenkt
Microsoft (übrigens auch der Gründer von Expedia) stellte die Tage seine neue Strategie vor und diese ist wirklich bemerkenswert. Heute kennt man Microsoft als komplettes Betriebssystem oder in Teilen von den Office Programmen, die wir vermutlich täglich nutzen.
In den letzten Jahren ging Microsoft aber auch dazu über, sich einen Namen in Cloud-Services zu machen. Nicht nur, dass man dort seine Daten speichern konnte, sondern man konnte hier auch einzelne Systeme der Microsoft Welt aus der Cloud heraus nutzen.
Der Wettbewerb im Cloud-Service ist ziemlich groß und Google, Amazon oder die Telekom bieten durchaus ähnliche Leistungen an.
Bei der Entwicklungskonferenz „Build“ stellte Microsofts CEO Satya Nedella nun die neue Welt von Microsoft vor und schnell versteht man, dass es sich um einen viel radikaleren Wandeln handelt als bisher, wo nur eine Weiterentwicklung eines Betriebssystems vorgestellt wurde.
Eine Cloud-Lösung in Verbindung mit (künstlicher) Intelligenz namens Azure wird die Zukunft von Microsoft. Der Zugang dazu folgt über die neue Open Source Strategie. Die Ankündigung klang nicht wie „wir machen das jetzt auch“ sondern eher wie „vergesst Windows! Das ist das, was wir ab jetzt machen wollen“.
Das, was bei Microsoft gerade passiert, wirkt fast wie eine Wiederbelebung eines Pioniergeistes und mutig ist es ebenfalls: Sein Geschäftsmodell komplett zu überdenken, sich von alten Strategien zu lösen und eben schon fast ein „grüne Wiese“ Denken.
Kein Verharren in alten Mustern oder eben der klassischen Bestandssicherung, weil es ja noch gut läuft, sondern vorausschauend. Denn irgendwie hat ja alles ein Ende. Im Prinzip ist es dann doch „nur“ konsequent, darüber nachzudenken. Nur wie schwer tun wir uns immer wieder damit, uns von der Optimierung eines Geschäftsmodells zu lösen und in ein komplett neues Geschäftsmodell überzugehen.
Der zweite Wurf letzte Woche war wohl die Vorstellung des neuen Fahrzeugs Tesla 3. Man muss Elon Musk schon Respekt zollen. Etablierte Automobilhersteller müssen sich eigentlich wundern, was ein Quereinsteiger alles möglich macht, das den Alteingesessenen selber nicht gelingt. Es ist sicherlich schon von Haus aus eine Herausforderung, ein Auto zu bauen, aber eines, das rein elektrisch fährt, ist nach wie vor eine Revolution (auch wenn wir 1900 schon erste Elektrofahrzeuge hatten) und wirft einfach über 100 Jahre Entwicklungsarbeit von Verbrennungsmotoren über Bord.
Bisher war das allerdings nur für einen Preis möglich, der einem Oberklasse-Fahrzeug entsprach und genau das ändert sich mit dem Modell 3. Ab 35tsd USD Dollar wird das Fahrzeug angeboten und soll dabei eine Reichweite von 345 km haben. Bei den etablierten Autoherstellern fällt mir nur BMW ein, die mit ihrem i3 ein echtes rein elektrisches Fahrzeug auf den Markt gebracht haben. Dieser ist allerdings wesentlich kleiner als der Tesla 3 und auch in seiner Reichweite ist er mit bis zu 150 km deutlich eingeschränkter.
Für die Vorfinanzierung eine Art Crowdfunding Lösung zu etablieren, ist ebenfalls komplett neu gedacht. 1000 USD um auf einer Warteliste zu landen für einen Tesla, ist schon ziemlich mutig. Doch 276.000 potentielle Käufer haben dieses Angebot wahrgenommen und das innerhalb weniger Tage. Dies entspricht immerhin der stolzen Summe von 276 Mio USD. Man möge sich vorstellen, wie ein etablierter Autobauer versucht, für eine neues Modell, das erst in über einem Jahr auf dem Markt kommen soll, über ein solches Modell Geld einzusammeln. Einfach undenkbar.
In der Touristik fällt mir dazu ein, dass man vor Jahren Airbnb als Randerscheinung abgetan hat und die Zielgruppe, die das nutzen wird, eher als klein angenommen hat. Wir alle wissen nun, wir hatten uns erheblich verschätzt und die Bewertung dieser Plattform liegt mittlerweile bei 25,5 Mrd. USD. Nur zum Vergleich: eine Lufthansa mit 32 Mrd. Umsatz (und mit erheblichen Besitz) liegt bei einer Marktkapitalisierung dagegen gerade mal bei 6,38 Mrd. EUR.
Evtl. ist aber auch Googles eingeschlagener Weg ein ähnliches Beispiel, denn man wird den Eindruck einfach nicht los, dass sich Google von der reinen Suche zu einem reinen Ergebnisanbieter wandelt. Erst recht, wenn man sich Google Destinations oder sich die Funktionen eines Android Handys mal genauer ansieht.
Radikaler zu denken bedeutet Risiken einzugehen und manchmal auch, sich von Konventionen einfach zu lösen. Bei Gott nicht alles gelingt oder hat Erfolg, aber ohne diese Art von Unternehmer wäre die Welt wohl weit aus weniger bunt, als sie es heute ist.
Bei den diesjährigen VIR Online Innovationstagen haben wir uns dieses Thema auf die Fahnen geschrieben und wollen mit Vorträgen und Beispielen dazu inspirieren.
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