Tourismus ist bunt – TraSo

TraSo Zuwanderung

„Mein Name ist Fatih. Ich wurde in der Türkei geboren und habe u.a. einen Abschluss in Business Management. Seit November 2021 arbeite ich als Softwareentwickler bei TraSo. Zuerst startete ich remote aus der Türkei. Seit Februar 2022 arbeite und wohne ich in Leipzig und seit März 2023 wohnt auch meine Frau Merve hier in Leipzig. Wir sind seit 6 Jahren verheiratet und meine Frau ist Englischlehrerin.

Als Kind habe ich mit der Entwicklung von Software als Hobby begonnen. Jetzt bin ich Softwareentwickler mit mehr als 10 Jahren Erfahrung. Ich habe mich über Linkedin für die Stelle als Softwareentwickler bei TraSo beworben. Unsere Vorstellungsgespräche begannen im Juli 2021. Vorher arbeitete ich bei der türkischen Niederlassung von Generali. Ich kündigte meinen Job und begann im November 2021 bei TraSo zu arbeiten.

Da die Türkei nicht Mitglied der Europäischen Union ist, beantragte ich ein Arbeitsvisum.

Da ich zu dem Termin, an dem ich meine Arbeit aufnehmen sollte, noch kein Visum hatte, kam Daniela Gerdes von TraSo in die Türkei und wir lernten uns persönlich kennen. Sie  lieferte mir meinen Laptop, stellte sich vor und erklärte mir die ersten Schritte bei TraSo.  Ich begann aus der Ferne zu arbeiten.

Für den 15.11.2021 bekam ich einen Termin im deutschen Konsulat in Ankara. Der Termin dauert insgesamt 3 Stunden und ich wurde von 2 verschiedenen Konsulatsmitarbeitern befragt. Sie stellten mir Fragen, die denen vieler polizeilicher Verhöre ähnelten und einige Fragen fand ich sehr naiv, wie z:B.

  • Wie haben Sie einen Job in Deutschland gefunden? (Als ich ihnen sagte, dass es über Linkedin war, fragten sie mich, was „Linkedin“ ist).
  • Warum hat TraSo Sie eingestellt? Gibt es in Deutschland keine Softwareentwickler?
  • Kennen Sie den Eigentümer von TraSo?
  • Haben Sie jemanden bezahlt, um Sie einzustellen?

Dokumente wie mein beruflicher Werdegang, unterschriebene Referenzschreiben von Unternehmen, interessierte die Mitarbeiter nicht. Jedoch wurde mir ein 5-seitiger Englischtest vorgelegt, in dem ich meine Englischkenntnisse unter Beweis stellen musste. Etwa einen Monat wurde mein Visumantrag abgelehnt, da ich BWL und nicht Informatik studiert hatte.

Ich beantragte erneut ein Visum, und der gleiche Vorgang wiederholte sich. Anfang Februar 2022 hat es dann endlich geklappt und am 26.02.2022 kam ich allein nach Leipzig, Deutschland. Von TraSo wurde mir für die ersten Monate eine möblierte Wohnung zur Verfügung gestellt, in der ich mich zwar schnell wohl fühlte aber natürlich vermisste ich meine Frau.

Meine Frau war Lehrerin an einer staatlichen Schule und konnte nicht sofort kündigen, weil sie einen Vertrag hatte. Am Ende meines ersten Jahres in Deutschland wollte sie ein Visum zur Familienzusammenführung beantragen und zu mir kommen, wenn das Verfahren abgeschlossen war.

Ich bin froh, seit meiner Ankunft in Deutschland zu leben und bei der TraSo zu arbeiten, aber es gab einige Schwierigkeiten, die uns die deutschen staatlichen/städtischen Institutionen bereitet haben. Hier sind einige Beispiele;

– Ich wollte am Ende des sechsten Monats meine Aufenthaltskarte bekommen, ich hatte mich mit den notwendigen Unterlagen bei der Ausländerbehörde beworben. Aber mein Vater, der Krebs hat, musste operiert werden. Aus diesem Grund wollte ich für 1 Woche in die Türkei fahren. Da mein 6-Monats-Visum bald ablief und ich meine Aufenthaltskarte noch nicht erhalten hatte, war es mir nicht möglich zu reisen. Ich benötigte eine sogenannte „Fiktionsbescheinigung“. Als ich bei der Einwanderungsbehörde danach fragte, wurde mir gesagt, dass es eine solche Bescheinigung nicht gäbe und dass niemandem eine solche Bescheinigung ausgestellt worden sei. Daraufhin rief meine Kollegin der Personalabteilung der TraSo für mich bei der Ausländerbehörde an und erklärte mir die Situation. Die Einwanderungsbehörde sagte, dass es ein solches Dokument gäbe und dass sie es mir per Post zusenden könnten. Der einzige Unterschied ist, dass ich mit ihnen auf Englisch gesprochen habe und meine Kollegin auf Deutsch.

– Als die Schule in der Türkei Ferien hatte, wollte meine Frau nach Deutschland kommen. Sie beantragte dafür ein Visum. Da sie verbeamtete Lehrerin ist, legte sie auch alle erforderlichen offiziellen Dokumente vor. Doch ihr Visumantrag wurde abgelehnt. Als Grund wurde angegeben, dass die Möglichkeit bestehe, dass sie nicht in die Türkei zurückkehren wolle.

– Für die nächsten Schulferien beantragte meine Frau erneut ein Visum. Sie sammelte die gleichen Unterlagen und reichte sie erneut ein. Das Ergebnis war dasselbe: Ihr Visumantrag wurde abgelehnt.

Ich fuhr in die Türkei, weil meine Frau nicht in der Lage war, während der Schulferien mit mir an den Ort zu kommen, an dem sie in Zukunft leben würde. Ich wollte ein paar Tage nach Schulbeginn nach Deutschland zurückkehren. Aber am 06.02.2023 gab es in der Türkei ein großes Erdbeben, das die Stadt, in der wir wohnten, und 10 weitere Städte betraf. Bei diesem Erdbeben wurde unser Haus zerstört, wir haben alles verloren. Die Schule, in der meine Frau unterrichtete, wurde ebenfalls schwer beschädigt, und Menschen, die wir kannten, verloren ihr Leben.

Ein paar Tage später schickte ich eine E-Mail an alle deutschen Konsulate in der Türkei. Ich erklärte ihnen die Situation und teilte ihnen mit, dass ich mit meiner Frau nach Deutschland kommen wolle. Das deutsche Konsulat in Izmir sagte, dass sie uns helfen würden. Die Personalabteilung von TraSo nahm Kontakt mit der Einwanderungsbehörde auf und diese beschleunigte das Verfahren. Daraufhin wurde meiner Frau ein Visum zur Familienzusammenführung erteilt.

Am 25.03.2023 kamen meine Frau und ich gemeinsam nach Deutschland. Somit war das Erdbeben einerseits ein großes Unglück aber andererseits der Grund, weshalb meine Frau schnell ein Visum erhielt und ihr gesagt wurde, dass sie dauerhaft in Deutschland leben dürfe.

Zurzeit versucht meine Frau, ihren beruflichen Werdegang zu überprüfen, damit sie in Deutschland als Englischlehrerin arbeiten kann. Außerdem besucht sie einen Deutschkurs und lernt Deutsch.

Wir sind sehr froh und dankbar, hier zu sein, aber es wäre besser für Migranten wie uns, wenn einige Verfahren einfacher und schneller wären.“

Wir sind sehr froh Fatih bei uns im Team zu haben. Er ist nicht nur ein hervorragender Entwickler sondern auch ein toller Mensch und bereichert unser Team auf vielfältige Art und Weise. Er arbeitet intensiv an seinen Deutschkenntnissen und wir hoffen, dass auch seine Frau bald eine Beschäftigung als Englischlehrerin in Leipzig findet.

– Haiko Gerdes, Geschäftsführender Gesellschafter, TraSo GmbH